Zeitzeugen, die unser Projekt begleitet und unterstützt haben:
Walter Müller (2024)
Olga Tremmel (2024)
Georg Metzler (2024)
Josef Unger (2024)
Elfriede Rieck (2024)
Hugo Jansen (2024)
Gerhard Rieber (2024)
Peter Wenk (2024)
Franz-Josef Koch (2024)
Lotte Herbst (2023)
Bernhard Fluhr (2023)
Claus-Dieter Reinhardt (2023)
Klara Zacharias (2022)
Paula Munz (2022)
Hans Steinhauser (2022)
Georg Blaser (2022)
Werner Högerle (2021)
Franz Josef Georg Mock (2021)
Nadja Bart (2021)
Hildegard Wondollek (2021)
Hugo war nicht nur für SLG – Spuren Lebendig gemacht – wichtig, das Projekt war auch für ihn wichtig. Sehr wichtig.
Er war in der noch stürmischen und unsicheren Anfangsphase unseres Projekts der „Geschichten hinter der Geschichte“ stets zuversichtlich. Er hat tatkräftig und aktiv mit Lesungen unterstützt. Sein unerschütterliches Vertrauen und der Glaube an die Veröffentlichung der Zeitzeugenerinnerungen stimmte uns überaus positiv.
Auch die Lebenswege von Hugo kreuzten sich in Saulgau – sein Lebenskreis hat sich geschlossen, er ist am 5. Mai 2024 verstorben.
Hugo Jansen wurde in Aachen geboren. Er berichtet über die Angriffe der Alliierten auf seine Heimatstadt, die Flucht seiner Familie vor der Gewalt des Krieges und die Zeit der Evakuierung nach Bondorf in den Jahren 1944/45.
Sein Cousin Ferdinand Thouet, der auch mit der Familie in Bondorf ankam, berichtet ebenso in der Trilogie „Aus dem Grau der Kriegszeit“.
"Und ich habe im Alter meinen tollen Freund aus Kinderzeiten in Bondorf wiedergefunden: Alfred"
Aus der Erinnerung heraus berichte ich, Hugo Jansen, geb. 30. Mai 1934, über Evakuierung, Flucht und Ankunft in der alten Heimat in den Jahren 1944/45. Neue Aufgaben warteten auf mich – Trümmer räumen, Hamstern mit Cousin Peter, Schmuggeln mit Freunden und geordneter Schulunterricht.
Zum Zeitpunkt der Rückkehr aus der Evakuierung hatte ich naturgemäß keine Ahnung, was das Leben mit mir vorhabe: Dienstgeschäfte führten mich in viele Länder. In dienstlicher und privater Zusammenarbeit lernte ich die Menschen dort kennen und schätzen. Im Rahmen der deutsch-französischen Freundschaft durfte ich mit der Familie viele Jahre in Frankreich leben und arbeiten. Dies hat mich besonders im Alter geprägt.
Was tun gegen das Vergessen?
Am 27. Januar 2020 habe ich anlässlich des Gedenkjahrestages für die Opfer des Nationalsozialismus das Gelöbnis gesprochen: Nie wieder. Ich bin bereit, dies zu befolgen. Zu spät? – Besser spät als nie!
aus heutiger Sicht betrachtet:
Was hat mir die Zeit der Evakuierung, der Aufenthalt auf dem Bauernhof, für mein Leben gebracht? Freundschaft, Ehrlichkeit und die Erkenntnis, dass Arbeit nicht schadet – die Welt lebenswert ist und dass man sein Gegenüber achten sollte. Am 27. Januar 2020 hatte ich die Ehre, an einer Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus teilzunehmen: Während dieser Gedenkfeier habe ich für mich das Gelöbnis gegeben, das „Vergessen nicht zu vergessen“ – Nie wieder! Dieser Beitrag erweckt vielleicht den Eindruck, dass die Evakuierung für uns Kinder einem Abenteuer gleichkam.
Die Frage ist: Wird die Entwurzelung durch die Fremde von Kindern anders empfunden als von Erwachsenen? Haben sich Vater und Mutter oder meine Schwester jemals beklagt? War die Angst in dieser Zeit für Erwachsene wesentlich größer als für Kinder? Oder war es einfach wichtiger, dass wir als Familie den Krieg ohne wesentliche Blessuren überstanden haben? Welch eine Fülle von Fragen könnte ich aufführen.
Nur eines weiß ich: Wenn ich dem Anderen höflich gegenübertrete, ist dieser bereit, mir zu helfen. Das haben mir Flucht, Evakuierung und Ankunft gezeigt.
Über hundert Zeitzeugen, deren Lebenswege sich in Saulgau kreuzten und kreuzen, haben uns ihre „Geschichte hinter der Geschichte“ erzählt:
Hugos Lebensweg steht stellvertretend für die millionenfachen menschlichen Tragödien, die der Zweite Weltkrieg verursacht hatte.
* Dass Hugo verstorben ist, tut uns sehr leid, doch es bleiben unsere Erinnerungen an einen liebenswerten Menschen, der unserem Projekt auf eine ganz besondere Weise verbunden war. Monika und Arthur
* Wat een triest nieuws! Ik heb Hugo maar twee keer mogen ontmoeten maar wat een bijzondere man. Hugo is voor mij een groot onderdeel van SLG en zal dit blijven. Kitty
* Das ist tatsächlich traurig. Und gleichzeitig gut, dass er es geschafft hat. Hugo war nicht nur für das Projekt wichtig, das Projekt war auch für ihn wichtig. Sehr wichtig. Christiane
* Es ging ihm sehr schlecht, er sah seinen Tod voraus. Ich denke oft an ihn. Er war ein sehr besonderer Mensch. Elisabeth
* Eine sehr traurige Nachricht. Ich habe ihn nur ein paar Mal erlebt und ich habe ihn schon sehr gemocht. Anca
* Es gibt Menschen, die schließt man gleich in sein Herz. Michaela
* Lieber Hugo, danke, dass Du mich/uns an Deiner Geschichte teilhaben ließest, danke für die überaus schönen Gespräche und Deine allgegenwärtige Zuversicht. Mary
* Ja, die Nachricht hat mich bewegt, der Hugo war so ein toller Mensch, mit seiner offenen und jugendlichen Art hat er mich einfach immer mitgenommen.. Schön, dass ich ihn kennenlernen durfte. Marion
* Ein Kavalier der Alten Schule. Hugo und mich verband nicht nur das Alter, sondern auch die Erinnerungen an Kindertage in Bondorf. Er hinterlässt ein Lücke! Lore
RUHE IN FRIEDEN
... den Mitmenschen in unserer Heimatstadt, die die dunklen Seiten überlebt haben, eine Stimme zu geben.
Über die persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen zu berichten, hilft ihnen auch, vieles, was bisher in der Erinnerung verschlossen war, zu verarbeiten.
Erst die Weitergabe all dieser Einsichten hilft den nachkommenden Generationen, daraus die richtigen Lehren für die Zukunft unserer Heimat zu ziehen.
Dabei geht es darum, wie Hugo Jansen und viele Zeitzeugen im Buch schreiben, „nicht zu vergessen“ und jüngeren Menschen aus eigenem Erleben Werte, Haltungen und Orientierung mitzugeben, die für den Frieden wichtig sind.
Es bleibt nicht mehr viel Zeit, umso wichtiger ist diese Initiative, ihre Lebenserinnerungen zu erzählen und aufzuschreiben. Erlebnisse und Erfahrungen von Mitmenschen unserer Stadt zu lesen und dabei etwas von Menschen zu erfahren, die wir nicht kennenlernen durften, weil der Krieg sie ihrer Zukunft mit uns beraubt hat, das löst viel mehr Nachdenken aus als viele allgemein gehaltene Abhandlungen über Kriege und ihre furchtbaren Folgen.
Die Geschichten hinter der Geschichte unserer „kleinen Stadt“ sind es, die uns lehren, aufmerksam und sensibel für Entwicklungen zu werden und zu bleiben, die ins Verderben führen. Das gilt auch für Bad Saulgau.
Aus den Erzählungen in diesem Buch lernen wir aber auch, wie es Menschen in unserer Heimatstadt gelungen ist, mit Herausforderungen fertig zu werden, die unvergleichlich zu all dem sind, was wir heute bewältigen müssen. Auch das gehört zu den wichtigen Erkenntnissen aus diesem Buch: Respekt für die Generation, die nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs dafür gearbeitet und gesorgt hat, dass wir heute in diesem Land gut leben können.
Denn nur, wenn wir nicht nur wissen, sondern es auch wirklich verstehen, dann begreifen wir, was wir heute und in der Zukunft tun müssen, damit sich diese dunkle Geschichte nicht wiederholt. Diese Verantwortung ist nicht exklusiv an die Erlebnisgeneration gebunden. Jede Generation muss sich dieser Verantwortung stellen und sie annehmen. Das Erbe unserer Geschichte können wir weder ausschlagen, noch nur in Teilen annehmen.
Dies ist die wichtigste und nachhaltigste Wirkung eines solchen Projekts.
Zitat aus dem Vorwort zu den „Geschichten hinter der Geschichte“
Arbeitsgruppe SLG
Stadtarchiv Bad Saulgau
Maria M. Gelder
Öffnungszeiten: Di u. Mi v. 8 - 12 Uhr