Die Schwäbische Zeitung veröffentlichte einen Bericht über die Unterstützung von LEADER für das Saulgauer Zeitzeugenprojekt.
Die Journalistin Monika Fischer ist auch Mitglied der Arbeitsgruppe SLG und hat diesen Artikel über den Werdegang unserer SLG-Spurensuche verfasst - wir danken ihr ganz herzlich für ihren tatkräftigen Einsatz!
Zur Finanzierung des ambitionierten Buchprojekts „Geschichten hinter der Geschichte“, das von der in Holland lebenden Ex-Bad Saulgauer Künstlerin Conny Scheck initiiert wurde, haben Mitglieder der Arbeitsgruppe „SLG – Spuren lebendig gemacht“ auch Fördermittel der EU aus dem Leaderprogramm beantragt. Vor Kurzem ist der positive Bescheid eingetroffen, dass Leader fünfzig Prozent der Netto-Gesamtkosten übernimmt, sodass die Finanzierung des Projekts gesichert ist. Für alle Beteiligten bedeutet dies, dass sie mit viel Schwung und Einsatz die weiteren Schritte in Angriff nehmen können, die nötig sind, bis das dreibändige Werk fertig gebunden auf dem Tisch liegt.
Die Nachricht von der zugesagten Förderung hat bei Freunden wie Mitarbeitern des Projekts große Freude und Erleichterung ausgelöst. Gab es doch genügend Skeptiker, die den Erfolg der Idee, Erinnerungen von Kriegserlebnissen Bad Saulgauer Bürgerinnen und Bürgern in Buchform herauszugeben, bezweifelten. Gegenargumente machten die Runde: Wen würden denn Geschichten aus Zeiten interessieren, die lange vorbei sind. Im Übrigen gebe es bereits genügend Editionen, die den Kriegsverlauf im damaligen Saulgau exakt recherchiert und detailgenau beschrieben. Doch Conny Scheck und ihrem Team lag es fern, ein weiteres Geschichtswerk zu verfassen. Wie der Titel „Geschichten hinter der Geschichte besagt, stehen die ganz persönlichen Schicksale der Menschen in Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeiten im Mittelpunkt. Historische Gegebenheiten im damaligen Saulgau werden nur dann eingefügt, wenn sie zum Verständnis mancher Vorgänge hilfreich sind.
Die Idee für das Projekt entstand in Conny Schecks langjährigem Wohnort Kekerdom, wo die Künstlerin und Designerin an dem Buch „Kekerdom in bange Dagen“ mitgearbeitet hatte. Darin sind Kriegserinnerungen von Ortsbewohnern gesammelt, bebildert mit zahlreichen Fotos aus alten Familienalben. Der Erfolg des Buchs ermutigte Conny, auch in der Region Bad Saulgau Zeitzeugen um ihre individuellen Geschichten zu bitten. Zumal fast parallel die Erkennungsmarke des jungen Piloten Anton Schmid gefunden wurde, der kurz vor Kriegsende während eines Bombeneinsatzes in Holland abstürzte. Er war ein Vetter von Connys Mutter Lore geborene Schmid, die endlich mehr über den Tod ihres Cousins erfuhr. Welch überwältigende Resonanz Conny Schecks Initiative fand, hätte sich niemand träumen lassen. Inzwischen umfasst das Kompendium mehr als hundert Geschichten, die teils selbst verfasst, teils als Niederschriften durch Angehörige oder schreiberfahrene Mitglieder des Arbeitskreises eingereicht wurden. Offensichtlich war es vielen Menschen ein Bedürfnis, in ihre Kriegsvergangenheit einzutauchen. Und bei manchem Autor löste dies eine Blockade, aufgrund der er zuvor nie über das Erlebte reden konnte. In ihren Erzählungen entwerfen die Seniorinnen und Senioren ein Bild, wie sie während dieser schweren Zeiten in der Stadt und im Umland gelebt, gearbeitet, gewohnt und wie sich die Kinder beschäftigt haben. Wie gekämpft, gelitten, gestorben, überlebt und mutig eine neue Zukunft in Angriff genommen wurde.
Klar, dass die große Zahl der Berichte den ursprünglichen finanziellen Rahmen bei Weitem sprengte. Dies bedeutete, dass Conny Scheck und ihr Team neue Finanzquellen erschließen mussten. Doch trotz teils großzügiger Zuwendungen durch Firmen und private Spenderinnen und Spender plus eines sehr gut besuchten Kunstbenefiz in der Holzmühle blieb eine Lücke in der Finanzierung. Um diese zu schließen, stellte Bad Saulgaus Archivarin Mary Gelder einen Förderantrag bei Leader, dem europäischen Landwirtschaftsfonds zur Erschließung des ländlichen Raums. Dabei galt es, einen Anforderungskatalog durchzuarbeiten, der unter anderem Maßnahmen erfragte, um den Projektgedanken einer großen Öffentlichkeit zu vermitteln. Dazu gibt es bereits konkrete Pläne, die unter anderem die Zusammenarbeit mit ansässigen Schulen vorsehen, wobei ein gemeinsames Theaterstück plus Aufführung entstehen soll. Ferner werden Stadtführungen mit entsprechenden Inhalten und Zielen angeboten, Ausstellungen konzipiert und Autorenlesungen veranstaltet, die zum Teil Begegnungen mit Zeitzeugen vorsehen. Das Programm scheint im Regierungspräsidium Tübingen, wohin die Geschäftsführerin Regionalentwicklung Mittleres Oberschwaben, Lena Schuttkowski,den Antrag weitergeleitet hatte, überzeugt zu haben. Denn am 29. Juli übergab sie die Erläuterungstafel mit der Förderzusage an Stadtarchivarin Mary Gelder.
Nachdem jüngst im Pop up Store eine Lesung mir Manfred Restle großen Zuspruch fand, stehen inzwischen weitere Termine und Locations für Autorenlesungen fest.
Interessierte sollten sich die folgenden Daten notieren:
Text und Foto mit freundlicher Genehmigung von Monika Fischer
Arbeitsgruppe SLG
Stadtarchiv Bad Saulgau
Maria M. Gelder
Öffnungszeiten: Di u. Mi v. 8 - 12 Uhr
Gefördert durch das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).
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