Im Rahmen des Buchprojekts „Geschichten hinter der Geschichte“ finden in lockerer Folge Leseabende statt, an denen Erinnerungen von Saulgauer Seniorinnen und Senioren die Zeiten vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg lebendig werden lassen.
Anni Reinhardt | Foto: Albert Drescher
Anni Reinhardt wurde in einem kleinem Dorf bei St. Peter (heute Bistrica ob Sotli) bei Königsberg, an der Grenze zu Kroatien, geboren. Sie wuchs auf dem Bauernhof ihrer Eltern Antonie und Karl Glogovsek auf. Ihr Bruder Anton lebt heute in Slowenien, die zwölf Jahre jüngere Schwester in Kroatien.
1962 verließ Anni ihre Heimat, da sie als Katholikin in dem kommunistisch geführten Land keine Möglichkeiten für sich sah. Sie hatte nur einen Wunsch: Krankenschwester zu werden. Sie begann eine Ausbildung im St. Elisabethen Krankenhaus in Ravensburg. Viele Jahre arbeitete sie ehrenamtlich in einem Hospiz. Anni heiratete einen ihrer Patienten und bekam drei Kinder, sie lebt in Altshausen.
Ihre „Lebensgeschichten“ verarbeitet sie in autobiografisch inspirierten Romanen. Auch ihr inzwischen achtes Buch „Amelie“ beruht auf einer wahren Begebenheit.
Auf dem Sießener Weg
Im Jahr 1962, an einem sonnigen Junitag, war ich mit meinem Vater unterwegs zum Kloster Sießen. Er hatte Arbeit bei der Firma Lanz in Aulendorf gefunden, und ich hatte eine Haushaltsstelle in der Nähe. Wir gingen den Sießener Weg hinauf, den Weg, den er schon nach dem Krieg mit meiner Mutter gegangen war. Bei der kleinen Kapelle am Weg blieb er stehen.
„Hier,“ sagte er, „haben wir Slowenen uns getroffen, um in unserer Sprache miteinander zu sprechen, zu klagen und zu weinen. Im Lager durften wir die Muttersprache unter Strafe nicht sprechen.“ Er zog seine Jacke aus, legte sie über den linken Unterarm, und wir gingen weiter. Nachdem wir den Klosterhof betreten hatten, setzten wir uns auf eine Bank mit dem Blick auf den Brunnen. Da wurde er nachdenklich und ganz still.
„Was hast du Vater?“ fragte ich. Nach einer Weile begann er zu erzählen…
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Maria M. Gelder
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