Über Gräbern weht der Wind …

07. August 2022 - Ijsselstijn

Mary Gelder und ich (Conny Scheck) haben mit unseren Männern zusammen „unseren“ Anton Franz Schmid in Ijsselstijn besucht und ihm und seinen mit ihm abgestürzten Kameraden Sonnenblumen gebracht.

... wie immer war der Gang über den riesigen Friedhof sehr berührend. Welch unvorstellbares Leid. Unter jedem Kreuz liegt eine Familientragödie begraben - so viele verzweifelte Mütter, Väter, Töchter, Söhne, Brüder, Schwestern - das Gräbermeer ist auch ein Meer von Tränen ...

^{Conny Scheck}

Der Soldatenfriedhof ist in vielerlei Hinsicht eindrucksvoll. Zum einen vermittelt er durch den umschließenden Wald  und die kräftigen alten Bäume sowie der Blutbuchen-Allee eine enorme Ruhe und Stille; andererseits besticht die Gedenkstätte durch die Einfachheit und Gleichmäßigkeit. Schlicht - so wie jedes Kreuz für sich - strahlt die ganze Anlage.

Für mich war es ein überwältigender Eindruck, der mich inne halten und gedanklich an jedes einzelne Kreuz blicken ließ. Ich bin dreifache Mutter und weiß um den Schmerz und die Freude, die Kinder bereiten. Hinter jedem dieser 31.598 Kreuze steht auch eine Mutter - welchen Schmerz und oft auch die Ungewissheit sie aushalten musste, bis sie selbst vom Tod erlöst wurde, ist unermesslich.

Das Glockenspiel, das jede halbe Stunde aufspielt, ist berührend - freudig und traurig zugleich. Für mich steht jeder einzelne Ton für jede Träne, die geflossen ist. Es wird noch viele Jahrzehnte aufspielen müssen.

In unserer Gemeinde fahren die Jugendlichen mit dem Firmkurs an die Gedenkstätte Grafeneck - viele Schulen besuchen im Rahmen des Geschichtsunterrichts auch die KZ-Gedenkstätte in Dachau. Die Gruppen habe ich selbst auch schon begleitet - dafür bin ich bis heute dankbar. Menschen, egal welcher Herkunft, sinnlos und brutal für eine Ideologie zu benutzen und dafür bewusst Menschen zu opfern, ist und bleibt unverzeihlich.

Ich bin der Überzeugung, dass Jugendliche In der selben Weise zu einem Besuch auf einem Soldatenfriedhof begleitet werden sollten. Auch hier sind junge Menschen für eine Kriegsmaschinerie sinnlos gestorben: Junge Menschen, die am Anfang eines vielversprechenden Lebens standen - junge Menschen, die Träume, Ziele und Herausforderungen meistern wollten.

Es bestärkt mich, dass wir angesichts dieser vielen Kreuze in der Verantwortung stehen, alles daran zu setzen, dass dies nicht wiedergeschehen darf.

Mary Gelder

Wohin am Ende ideologische Verleitung und falsche Worte führen, das kann man nirgendwo besser nachvollziehen als auf einer Kriegsgräberstätte wie Ijsselstijn/Niederlande.

» siehe auch „über uns“: Gedanken von Conny Scheck

Krieg, das ist nichts, wovon man nur in Geschichtsbüchern liest oder in Erzählungen der Großeltern hört – das Thema Krieg ist leider brandaktuell,

denn Frieden und Freiheit sind nicht selbstverständlich!

Film von Leon Vrijdag Fotografie